Zu aller erst einmal: Angst zu haben ist nichts, wofür man sich schämen sollte. Jeder Mensch hat vor irgendetwas Angst. Angst zu haben ist keine Schwäche. Angst zu haben ist nichts Negatives. Angst ist das, was uns am Leben hält.
ABER: es gibt zwei verschiedene Arten von Ängsten. Die eine Art ist die, die uns in Gefahrensituationen am Leben hält oder uns gar vor bedrohlichen Situationen bewahrt. Und die sollten wir zulassen, denn es gibt einen Grund, warum der Mensch mit diesem Gefühl ausgestattet wurde.
Die andere Art ist unsere persönliche Angst. Eine, die wir im Laufe des Lebens „erlernt“ haben. Und eine die oftmals auch zu einer Angststörung führen kann. Ich rede hier nicht von Dingen wie Höhenangst oder die Angst vor dem offenen Meer, Flugangst oder sonst etwas ähnliches. Ich rede hier von teilweise ganz „banalen“ Ängsten.
!! Als Beispiel: ich konnte lange Zeit kaum bis gar nicht an den Briefkasten gehen – aus Angst, eine schlimme Nachricht zu erhalten oder eine Rechnung, welche ich vergessen hatte zu bezahlen weil ich einfach nicht in der Lage war, mich um meine Angelegenheiten zu kümmern. Ich hatte Angst, damit konfrontiert zu werden, wieder etwas falsch gemacht oder nicht auf die Reihe gebracht zu haben. Und dadurch wurde der Briefkasten zu meinem Gegner. Und wenn ich es doch irgendwann schaffte, den Briefkasten zu öffnen, war ich so ausgelaugt, dass ich keine Kraft mehr hatte, meine Post zu öffnen. Über die Konsequenzen dessen brauche ich glaube ich nicht zu schreiben – wir alle wissen was passiert, wenn man Aufforderungen, Mahnungen etc. ignoriert. !!
Und ich will euch nichts vormachen… ich glaube mitunter das Schwierigste war es für mich, gegen diese Art von Ängsten anzukommen. Denn es ist ein Prozess, man muss sich dem ständig und immer wieder entgegenstellen. Leider ist man nicht geheilt nur weil man es einmal geschafft hat, sich seiner Angst zu stellen.
Ich kann nicht sagen, welches der richtige Weg ist, die Ängste zu besiegen, aber ich kann euch erzählen, was mir geholfen hat. Ob das eine Möglichkeit für euch ist, müsst ihr für euch selbst herausfinden.
Zu aller erst mal muss ich sagen dass ich ein Umfeld habe, das nur mein bestes will und sofort alle möglichen Hebel in Bewegung setzt um mich zu Unterstützen. Nur ist es mein allergrößtes Problem, zuzugeben, dass ich Hilfe benötige, etwas allein nicht auf die Reihe bekomme und eben nicht alles prima im Griff habe. Ich denke noch immer, dass es mich als schwach dastehen lässt, zuzugeben, dass ich mit etwas Probleme habe. Auch wenn ich selbiges niemals bei anderen Menschen denken würde.
Soweit so gut… wenn ich dann mal mit der Sprache raus gerückt bin, gab es natürlich erst mal ein kleines Donnerwetter 😉 und ja, ich würde mir wirklich etwas mehr Einfühlungsvermögen von meinem Umfeld wünschen, aber sie sind nun mal wie sie sind. Und letztlich haben mir meine Eltern oder auch mein Partner nicht die Möglichkeit gelassen, mich vor meinen Ängsten weiter zu drücken. Sie waren da um mir beizustehen und mich aufzufangen, wenn ich heulend zusammengebrochen bin oder es mir zu viel wurde. Aber sie haben mir auch Druck gemacht, im schlimmsten Fall mich dazu genötigt mich dem zu stellen – auf eine positive Weise natürlich. Und auch wenn ich sie teilweise fast gehasst habe dafür, dass sie mir keine Wahl gelassen haben davonzulaufen, muss ich leider auch zugeben, dass es gut so war. Es hat mir geholfen mich dem zu stellen und von mal zu mal fing es an mir leichter zu fallen.
Aber nur weil es anfängt leichter zu werden, heißt das nicht, dass ich die Angst besiegt habe. Denn wenn ich eine Zeit lang keine Post im Briefkasten habe, die eine Handlung von mir verlangt, kostet es wieder mehr Überwindung mich dem zu stellen. Also es ist natürlich keine Garantie, dass man auf diese Weise seine Ängste besiegt, aber zumindest habe ich nicht mehr das Gefühl mich lieber übergeben zu wollen, anstatt mich irgendwas unangenehmen zu stellen.
Ich hoffe ihr könnt etwas daraus für euch gewinnen. Auch wenn ihr vielleicht nicht den Luxus von unterstützenden Eltern oder einer stabilen Partnerschaft habt, vielleicht bereichert euch dieser Beitrag trotzdem auf eine andere Weise. Ich kann euch nur versprechen, dass es mit der Zeit besser wird, wenn ihr euch euren Ängsten stellt!